Rathaus-SPD will Medikamente und Hormone im Wasser verstärkt in den Blick nehmen

Kann neue Reinigungsstufe in der Kläranlage Abhilfe schaffen?

Neben Berichten über Gülle und Pestiziden, die das Grundwasser belasten, sorgen auch Berichte über Arzneimittelrückstände oder Hormone im Wasser für Fragen und Beunruhigung bezüglich der Wasserqualität. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geht in einer Studie von einem deutlichen Anstieg des Arzneimittelverbrauchs in den nächsten Jahrzehnten aus. Damit wachse auch der Druck auf das Wasser, denn Medikamente gelangen über die häuslichen Abwassersysteme zum Teil auch wieder ins Wasser, da manche von ihnen im normalen Klärprozess nicht eliminiert werden können.

Stadträtin Eva Bär weist darauf hin, dass das Umweltbundesamt festgestellt hat, „dass Medikamentenreste inzwischen nahezu flächendeckend und ganzjährig in Fließgewässern, aber auch in Boden- und Grundwasserproben nachgewiesen werden können. Selbst im Trinkwasser lassen sich vereinzelt Spuren nachweisen. Eine gesundheitliche Gefahr für die Menschen besteht zwar nicht, dafür sorgen unsere Versorger und die strengen Richtlinien für Trinkwasser, aber die langfristigen Effekte auf Gewässer, Lebewesen und Natur sind doch noch wenig erforscht. Studien legen zum Beispiel nahe, dass Hormonreste der Antibabypillen zu Problemen bei der Fortpflanzung mancher Tierarten führen könnten. Und Antibiotikareste könnten die Resistenzproblematik verschärfen. Allein aus Vorsichtsgründen müssen wir deshalb darauf achten, dass von diesen Stoffen so wenig wie möglich ins Wasser gelangen.“

Eva Bär fordert in einem Antrag einen Bericht über die Trinkwasserqualität in Nürnberg. Sie möchte dabei vor allem auch wissen, inwieweit solche chemischen „Mikroschadstoffe“, wie Arzneimittelrückstände, Hormone, Röntgenkontrastmittel oder auch Pflanzenschutzmittel heute analysiert werden können und wie sich die Werte ggf. darstellen und entwickelt haben.
Bundesweit wird derzeit außerdem die Notwendigkeit einer vierten Reinigungsstufe in Kläranlagen zur Entfernung von Mikroverunreinigungen diskutiert. In Bayern läuft dazu aktuell ein Modellversuch in einer Kläranlage in Weißenburg. Dabei sollen Verunreinigungen durch chemische Mikroschadstoffe, wie Arzneimittelrückstände, Hormone oder Pflanzenschutzmittel effektiv behandelt werden. In einem zweiten Antrag fordert Bär deshalb gemeinsam mit Gerhard Groh, Sprecher der SPD-Fraktion für den Werkausschuss Stadtentwässerung und Umweltanalytik (SUN) einen Bericht über die Erfahrungen mit der ersten bayerischen Testanlage bzw. der Erfahrung anderer deutscher Städte. Die SPD-Stadträte, die auch Mitglieder des Umweltausschusses sind, wollen außerdem wissen, ob die vierte Reinigungsstufe auch für Nürnberg angedacht ist bzw. eingeführt werden könnte und mit welchem Kosten und Fördermöglichkeiten dies verbunden wäre.