Ohne ein zukunftsfähiges Wärmeversorgungskonzept – keine Klimaneutralität bis 2045!

Wärmeversorgungskonzept für Nürnberg - Kommunale Wärmeplanung

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  • Akteure für das Gelingen des Klimaschutzes
  • Die Kommune muss den Masterplan erstellen und koordinieren
  • N-ERGIE: Motor der Wärmewende
  • Es gibt bereits spannende Projekte in Nürnberg
  • Forderungen und Zusammenarbeit

Die Stadtverwaltung Nürnberg will 2035, ganz Nürnberg bis 2045 klimaneutral sein. Auch wenn wir in einzelnen Bereichen schon Fortschritte erreicht haben, sind wir noch lange nicht am Ziel. Aktuell steht beim Thema Endenergieverbrauch in Deutschland der Sektor Wärme mit 50% an erster Stelle, gefolgt von Verkehr (30%) und Strom (20%). Neben dem Verkehrssektor besteht insbesondere im Wärmebereich, also bei der Wärmewende, aller größter Handlungsbedarf.

Auch bei den Kommunen ist die Dekarbonisierung des Wärmebereichs ein zentraler Baustein für das Erreichen der städtischen Klimaschutzziele. Denn auch hier macht die Wärmeversorgung den größten Anteil des gesamten Endenergiebedarfs aus. Insbesondere die Reduzierung des CO2-Verbrauchs bei den Gebäuden ist eines der größten Probleme.

Hier müssen zwei Dinge gleichzeitig geschehen. Ziel ist es den Wärmebedarf der Gebäude mittels Energieeffizienzmaßnahmen drastisch zu reduzieren und gleichzeitig den verbleibenden Bedarf effizient und umweltfreundlich aus erneuerbaren Energien zu er-zeugen. Damit sichern und decken wir den zukünftigen Wärmebedarf für Gebäudebeheizung, Warmwasserbereitung aber auch für industrielle Prozesse.

Diesen Transformationsprozess auf der Ebene der Kommunen zu steuern, ist Hauptaufgabe der kommunalen Wärmeplanung.

Akteure für das Gelingen des Klimaschutzes

Diese komplexe Aufgabe kann nur mit planvollem Vorgehen erfolgreich gelöst werden. Die Städte und Gemeinden sind zentraler Akteur dieses Prozesses. Es gilt aber auch, eine Vielzahl verschiedener Akteure in diesen Transformationsprozess zu integrieren. Denn wichtige Entscheidungen werden nicht nur von den Kommunen, sondern beispielsweise auch von den Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Gebäude ertüchtigen, ihre Heizsysteme erneuern und mit erneuerbaren Energien speisen wollen, getroffen.

Weitere wichtige Akteure in der kommunalen Wärmeplanung sind der regionale Energieversorger N-ERGIE, die wirtschaftlichen Interessensverbände wie z. B. die IHK, und hier speziell die Handwerkskammer. Nicht zu vergessen Firmen im Bereich Energie-Consulting und unsere Hochschulen in Nürnberg.

Die Wärmeplanung ist mehr als die Erstellung eines einzelnen Wärmeplans. Sie begleitet den Transformationsprozess der nächsten zwei bis drei Jahrzehnte und sollte bei allen städtebaulichen Planungen und Entwicklungen berücksichtigt und immer wieder der sich verändernden Lage angepasst werden. Und dabei ist unverzügliches Handeln angebracht, da sowohl die zentrale als auch die dezentrale Wärmeversorgung von langen Investitionszyklen geprägt sind. Fehlplanungen von heute können ein langfristiges Hemmnis für notwendige Veränderungen von Morgen darstellen.

Die Kommune muss den Masterplan erstellen und koordinieren

Damit am Ende ein klimaneutrales und zugleich wirtschaftliches Wärmeversorgungssystem entsteht, bedarf es einer strategischen Herangehensweise. Wir - die SPD - Stadtratsfraktion - sind überzeugt, dass die Stadt Nürnberg als zentraler Akteur diesen Prozess gestalten und koordinieren muss.

Mit der kommunalen Wärmeplanung als strategischen Planungs- und Transformationsprozess betreten wir, die Stadt Nürnberg, Neuland. Dazu haben wir diesen Antrag gestellt. Der große Mehrwert des Wärmeplans liegt darin, dass alle Akteure – die Stadt, unser Energieversorger N-ERGIE und die Bürgerinnen und Bürger – sich mit ihren zu treffenden Entscheidungen an einem strategischen Fahrplan für die kommenden Jahre orientieren können. Für die Realisierung muss der Wärmeplan daher an den entschei-denden kommunalen Schnittstellen konsequent Beachtung finden und von Bürgerschaft und Unternehmen akzeptiert werden. Zwingend notwendig sind geeignete Fördermittel vonseiten des Bundes und des Landes für Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen bereitzustellen. Klimaneutralität kann nur im gesamtgesellschaftlichen Konsens erreicht werden und muss finanziell unterstützt werden.

Sie ist die Grundlage für den konzeptionellen Aus- und Umbau der städtischen Energie-netze. Ein einzelner Energieträger wird die Wärmewende in Gänze nicht vollziehen kön-nen. Benötigt wird ein Zusammenspiel aller verfügbaren und zukünftigen Technologien.

Zwingende weitere Voraussetzung werden energieeffiziente Neubauten der weiterhin wachsenden Stadt und energetische Sanierungen der vorhandenen Gebäudestrukturen sowie die effizientere Energieverwendung für industrielle Prozesse sein. Die gegenwärtigen Versorgungsstrukturen und Bedarfe müssen deshalb analysiert und für die zukünftige Wärmeversorgung der Stadt zusammen mit der N-ERGIE sowie den ansässigen Wirtschaftsunternehmen entwickelt werden.

N-ERGIE: Motor der Wärmewende

Nach unserer Auffassung bildet das ausgebaute Fernwärmenetz der N-ERGIE das infrastrukturelle Rückgrat. Langfristig muss die Wärme mit CO2-neutralen Energieträgern erzeugt werden. Geothermie, Biomassekraftwerke, Abwärme und der Aufbau von Nahwärmenetzen sollen ergänzend einbezogen werden.

Im Detail: Der konsequente Ausbau des aktuellen Fernwärmenetzes im Stadtgebiet, die weitere Verdichtung und die Umstellung der Wärmeerzeugung auf mehr klimafreundliche Energieträger sind wichtige Meilensteine. Dazu gehören zum Beispiel die Projekte „Altholzkraftwerk“ und die Großwärmepumpe der Kläranlage Nürnberg.

Die kommunale Wärmeplanung muss als Katalysator der Wärmewende dienen. Eine mögliche Umnutzung des bestehenden Gasnetzes auf Wasserstoff und die Umrüstung bestehender Gasheizungen auf Wasserstofftechnologie, wäre auch eine wichtige Option. Im vorstädtisch geprägten Nürnberg können sogenannte „Nahwärme-Konzepte“ eine spannende Alternative zu fossilen Heizungen darstellen.

Es gibt bereits spannende Projekte in Nürnberg

Bereits im Juni 2012 forderte die SPD-Stadtratsfraktion per Antrag die Stadtverwaltung auf, Rahmenbedingungen für ein energieeffizientes Wärmeversorgungsnetz in Kornburg-Nord zu definieren. Das Motto „Die Energie nutzen, die unter unseren Füßen ge-speichert ist“, macht die N-ERGIE nun für die Bewohner im Wohngebiet RieterBogen in Kornburg möglich. Auf einem Acker in der Nähe der Wohnanlage wurden insgesamt rund 16 Kilometer Rohrleitungen in etwa zwei Meter Tiefe eingegraben. Die Kunststoffrohre werden horizontal verlegt und gehören zu einem rund 1,3 Hektar großen oberflächennahen geothermischen Flächenkollektor. Sonneneinstrahlung, versickerndes Regenwasser und die Lufttemperaturen sorgen für eine Speicherung der Wärme im Erdboden, die bei Bedarf vor allem in Herbst und Winter wieder genutzt werden kann.

Ein Wärmeträgermedium im Rohrkollektor entzieht dem Boden Wärme und transportiert sie über ein insgesamt rund 2,5 Kilometer langes Nahwärmenetz in die Gebäude. Es handelt sich um sogenannte „Kalte Nahwärme“, denn die angeschlossenen 100 Häuser und Wohnungen werden mit Wärmegewinn über den Wärmeträger versorgt, der lediglich 8 Grad oder weniger warm ist. Um diese Nahwärmetemperatur zum Heizen und für Warmwasser nutzen zu können, ist jedes Gebäude mit einer Wärmepumpe ausgerüstet, deren Strom anteilig von Photovoltaik-Anlagen auf den Hausdächern erzeugt wird.

Forderungen und Zusammenarbeit

Die SPD-Stadtratsfraktion fordert daher ein zukunftsfähiges Wärmeversorgungskonzept für Nürnberg unter Beteiligung der N-ERGIE bis Herbst 2023 auszuarbeiten. U.U. ist die Akquise von Fördermitteln möglich. Hilfestellung kann das Kompetenzzentrum „Kommunale Wärmewende“ in Halle (Saale), welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und der dena eingerichtet wurde, geben. Dieses vergibt derzeit Impulsförderungen für die Erarbeitung von Bestands- und Potenzialanalysen, sowie Konzept-/Zielszenarien und Handlungsstrategien. Fazit: Ohne ein zukunftsfähiges Wärmeversorgungskonzept – keine Klimaneutralität bis 2045!

Fraktionsvorsitzende Christine Kayser: „Ohne ein zukunftsfähiges Wärmeversorgungskonzept gibt es keine Klimaneutralität bis 2045. Unser gesamter Gebäudebestand - eine riesengroße Aufgabe - muss mit erneuerbaren Energien beheizt werden. Wir brauchen eine verlässliche Grundlage für die Stadtentwicklung und unseren Stadtumbau."

Umweltpolitischer Sprecher Gerhard Groh: „Mit der kommunalen Wärmeplanung als strategischen Planungselement betreten wir Neuland. Dazu haben wir diesen Antrag gestellt. Der Mehrwert liegt darin, dass sich alle Akteure an einem strategischen Fahr-plan für die kommenden Jahre orientieren können.“

Energiepolitischer Sprecher Dieter Goldmann: „Unsere N-ERGIE ist der Motor der Wärmewende. Der konsequente Ausbau des aktuellen Fernwärmenetzes im Stadtgebiet, die weitere Verdichtung und die Umstellung der Wärmeerzeugung auf mehr klimafreundliche Energieträger sind wichtige Meilensteine.“

Kontakt: Christine Kayser, Gerhard Groh und Dieter Goldmann